Sardiniens Spätsommer feiern: Die schönsten Feste im September und Oktober

Sardiniens Spätsommer feiern: Die schönsten Feste im September und Oktober

Spätsommer auf Sardinien heißt: weniger Touristen, lange Abende und Feste, bei denen du plötzlich mit einem Glas Vermentino in der Hand auf dem Dorfplatz stehst. Die Musik kommt aus einer Ecke, die Nonna aus einer anderen und beide lassen dich nicht mehr los.

Du willst Kultur, aber ohne Museumsmüdigkeit. Essen, das nicht nur hübsch aussieht, sondern nach dem Rezept der Tante, die den Teig seit drei Generationen knetet. Und Begegnungen, die echt sind, nicht Kulisse. In den nächsten Kapiteln zeige ich dir, welche Feste im September und Oktober 2025 das alles bieten – mit Terminen, Links und Tipps, die du im offiziellen Programm vielleicht nicht findest.

Feste auf Sardinien im September

Der September auf Sardinien ist wie ein guter Cannonau: warm, intensiv und mit leichtem Nachhall. Die Strände sind noch verlockend, aber in den Dörfern beginnt die eigentliche Hauptsaison für Kultur und Kulinarik. Hier meine Highlights, die nicht nur schön anzusehen sind, sondern dich mitten ins Geschehen bringen.

Rennen der Barfüßigen – Cabras/San Salvatore

Anfang September donnern bei der „Corsa degli Scalzi“ auf der Sinis-Halbinsel hunderte Männer barfuß über staubige Wege, die Tuniken flattern, das Adrenalin kocht. Es ist eine Mischung aus Sport, Religion und Dorffest, bei der das ganze Dorf auf den Beinen ist.

Insider-Tipp: Früh da sein! Kurz vor dem Start sammeln sich die Läufer im Kirchhof. Das ist der Moment, um hautnah Fotos zu machen (mit Respekt). Parken kannst du in Cabras, dann 15 Minuten zu Fuß zum Start. Weitere Infos zu diesem besonderen Fest findest du hier.

Isole che Parlano – Gallura

Zwischen dem 6. und 14. September wird die Gallura zum Open-Air-Kunstcamp. In Palau, La Maddalena und kleinen Plätzen tauchen Musiker, Fotografen und Straßenkünstler auf wie aus dem Nichts. Du hörst Jazz, während neben dir jemand eine alte Holzmaske schnitzt.

Insider-Tipp: Nimm die letzte Fähre nach La Maddalena, bleib für ein Nachtkonzert und iss danach eine Seadas am Hafen. Alles rund ums Programm findest du hier.

Sant Miquel – Alghero

Vom 14. bis 29. September feiert Alghero seinen Schutzpatron. Prozessionen, Folklore, Straßenmusik und ein Feuerwerk, das direkt über der Altstadtbucht explodiert.

Insider-Tipp: Stell dich an die Bastion gegenüber vom Hafen, dann siehst du das Feuerwerk doppelt, und zwar einmal am Himmel und einmal im Meer. Hier findest du mehr zum Sant Miquel in Alghero.

Benvenuto Vermentino – Olbia

Ab dem 29. September heißt es eine Woche lang: Glas füllen, Nase rein, anstoßen. Winzer aus der ganzen Region präsentieren den neuen Jahrgang, oft mit Musik und kleinen Märkten.

Insider-Tipp: Nachmittags sind die Stände noch entspannt, abends wird es voll. Bleib bis spät, denn die besten Geschichten erzählen die Winzer, wenn der Trubel vorbei ist. Hier findest du mehr zum Benvenuto Vermentino Weinfest.

So wird der September nicht nur ein Event-Kalender, sondern eine Reise in Gerüche, Klänge und Begegnungen.

Blick in eine Gasse in Orgosolo mit den berühmten Wandmalereien Murales
Hier siehst du den Ort Orgosolo in der Barbagia, der berühmt ist für die zahlreichen „Murales“ an den Mauern und Hauswänden

Feste auf Sardinien im Oktober

Im Oktober wird es auf Sardinien ruhiger am Meer, aber in den Dörfern geht es erst richtig los. Die Straßen füllen sich mit Musik, der Duft von Kastanien hängt in der Luft, und jedes Wochenende locken neue Feste in die Berge und ans Meer. Wer jetzt reist, erlebt die Insel von ihrer authentischen Seite, ohne Gedränge, dafür mit offenen Türen und vollen Tellern.

Autunno in Barbagia – die Dorf-Tour

Ab dem ersten Oktoberwochenende öffnen in der Barbagia jeden Samstag und Sonntag andere Orte ihre „Cortes“. Das sind alte Innenhöfe, in denen gekocht, gesponnen, geschmiedet und gesungen wird. Dieses Festival ist kein einzelnes Event, sondern eine monatelange Liebeserklärung an die sardische Bergkultur. Für viele Einheimische ist es der wichtigste kulturelle Termin des Jahres, weil er zeigt, dass Tradition und Handwerk nicht ins Museum gehören, sondern mitten ins Leben. Du läufst von Hof zu Hof, probierst Gnocchetti Sardi, siehst, wie Messer geschliffen werden, und landest am Ende in einer kleinen Runde bei Hauswein.

Insider-Tipp: Schau vorher auf den offiziellen Kalender, welche Orte wann dran sind. Manche wie Orgosolo oder Gavoi sind so beliebt, dass es sich lohnt, schon Freitag anzureisen. Hier findest du alle Infos rund um Autunno in Barbagia.

Festa della Madonna del Rosario – Orgosolo

Dieses Fest ist der Rosenkranzmadonna gewidmet, einer Schutzheiligen, die in der katholischen Tradition für Beistand in schwierigen Zeiten angerufen wird. Meist am ersten Oktoberwochenende zieht eine farbenfrohe Prozession durch das Dorf, begleitet von Gesängen der Tenores. Orgosolo ist ohnehin für seine Wandmalereien berühmt. An diesem Tag wirkt alles noch intensiver, weil sich das gesamte Dorf herausputzt.

Insider-Tipp: Steh etwas erhöht am Rand der Hauptstraße, dann siehst du die Prozession komplett und hast die Berge im Hintergrund.

Premio Nazionale Enoletterario Vermentino – Olbia

Am 4. Oktober treffen sich Winzer und Schriftsteller, um Literatur und Wein zu verbinden. Klingt schräg? Ist es und genau deshalb charmant.

Insider-Tipp: Wenn du nicht so sehr auf Lesungen stehst, geh abends zur offenen Verkostung – das ist locker und gesellig. Weitere Infos findest du hier.

Sagra delle Castagne e delle Nocciole – Aritzo

Am letzten Oktoberwochenende dreht sich in diesem Bergdorf alles um Esskastanien und Haselnüsse. Die Straßen dampfen vor frisch gerösteten Maroni, es gibt Kuchen, Likör und deftige Eintöpfe.

Insider-Tipp: Nimm einen Pullover mit. Aritzo liegt hoch in den Bergen, und nach Sonnenuntergang wird es frisch. Parken lieber am Ortsrand, sonst steckst du fest. Hier findest du all Infos zum Kastanien-Fest.

Oktober ist der Monat, in dem Sardinien seine Türen weit öffnet und dich einlädt, einfach reinzuspazieren.

Eine Tüte voll mit gerösteten Kastanien beim Autunno in Barbagia in Sardinien.
Lecker geröstete Kastanien beim Autunno in Barbagia

Kulinarische Momente als Teil der Festkultur

Natürlich gehören Essen und Trinken zu jedem sardischen Fest wie Musik und Tanz. Ob Malloreddus in kräftiger Sauce oder frisch geröstete Kastanien, es schmeckt immer nach Heimat. Wenn du Lust auf eine kulinarische Entdeckungstour quer über die Insel hast, findest du hier meinen ausführlichen Guide: Kulinarische Reise durch Sardinien.

Doch die Feste sind weit mehr als Essensstände: Sie sind Bühne für jahrhundertealte Tänze, Gesänge der Tenores, Handwerkskunst aus Holz, Kork und Textil. Oft kannst du den Kunsthandwerkern bei der Arbeit zusehen, während nebenan Jugendliche traditionelle Spiele vorführen. So wird schnell klar: Diese Veranstaltungen sind gelebte Kultur, keine Show für Touristen.

Tipps für deine Fest-Tour auf Sardinien

Egal ob du nur ein Fest besuchen willst oder gleich eine ganze Tour planst: ein bisschen Vorbereitung macht den Unterschied zwischen „nett“ und „unvergesslich“. Diese Tipps helfen dir, Sardiniens Spätsommerfeste entspannt und wie ein Insider zu erleben.

  • Planung: Die großen Feste sind beliebt. Buche Unterkünfte früh, besonders in kleineren Bergdörfern. Manche Orte sind an Festwochenenden komplett ausgebucht.
  • Anreise: Ein Mietwagen macht dich flexibel, vor allem in den Bergregionen. In manchen Orten gibt es kostenlose oder günstige Parkflächen am Ortsrand. Nutze sie und spaziere ins Zentrum, das spart Nerven.
  • Timing: Komm früh, um dir in Ruhe die Stände anzusehen, und bleib bis abends. Viele Highlights wie Konzerte, Feuerwerk oder spontane Tänze passieren nach Sonnenuntergang.
  • Respekt: Bei religiösen Festen gilt: Schultern und Knie bedecken, keine Blitzfotografie in Kirchen oder während Prozessionen.
  • Kombinationen: Nutze die Festkalender, denn mit etwas Planung kannst du an einem Wochenende zwei verschiedene Orte erleben oder ein Fest mit einem Strandtag oder einer Wanderung verbinden.
  • Insider-Tipp: Frag die Einheimischen, was im Programm fehlt. Oft gibt es kleine, nicht angekündigte Aktionen wie Hauskonzerte oder private Weinverkostungen, zu denen du spontan eingeladen wirst.

Ich könnte dir jetzt sagen, dass du deine Festbesuche akribisch planen solltest. Aber ganz ehrlich, das Schönste passiert oft ungeplant. Die sardischen Feste sind kein Beiwerk zum Urlaub, sie sind der Herzschlag der Insel. Und wenn du dich darauf einlässt, wirst du nicht nur zusehen, sondern Teil davon sein. Also pack bequeme Schuhe, einen leeren Magen und ein offenes Herz ein – Sardinien macht den Rest.

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