Domus de Janas: Sardiniens geheimnisvolle Feenhäuser aus der Steinzeit

Wer auf Sardinien unterwegs ist, stolpert unweigerlich über ein faszinierendes Phänomen: die Domus de Janas. Klingt erstmal nach einem süßen Ferienhaus? Weit gefehlt! Diese prähistorischen Felskammern gehören zu den beeindruckendsten Zeugnissen der sardischen Geschichte. Für Archäologen sind sie wertvolle Fundstücke, für Einheimische Schauplatz von Mythen und Legenden – und für manche Touristen vielleicht ein bisschen gruselig. Aber keine Sorge, Feen und Geister habe ich bisher noch keine getroffen.
Was sind die Domus de Janas eigentlich?
Der Name bedeutet wörtlich „Häuser der Feen“ – und genau so wirken sie auch. Kleine, in den Fels gehauene Kammern, die vor rund 5.000 Jahren von den ersten Kulturen Sardiniens erschaffen wurden. Mit geschnitzten Türen, Stufen und architektonischen Details gleichen sie winzigen Wohnungen – fast so, als hätte sich hier eine Zwergenfamilie eingenistet.
Die Vorstellung, dass hier Feen oder andere magische Wesen gelebt haben, stammt aus alten sardischen Legenden. Tatsächlich waren die Domus de Janas aber prähistorische Grabstätten der Ozieri-Kultur (ca. 3.400–2.700 v. Chr.), die ihre Toten mit Beigaben, Malereien und Stuckverzierungen bestattete. Spannend: Viele dieser Gräber wurden bis zum Beginn der Nuraghenkultur weiter genutzt – ein echtes archäologisches Dauerprojekt!
Domus de Janas sind nicht nur historische Relikte, sondern auch fest in der sardischen Folklore verankert. Je nach Region tragen sie unterschiedliche Namen: Forrus, Forreddus, Concheddas oder Gruttas. Diese Vielfalt zeigt, wie stark sie das kulturelle Erbe der Insel prägen. Spannend ist auch, dass einige Grabkammern später als Wohnräume oder christliche Kultstätten genutzt wurden – sie sind wahre Zeitkapseln, die Jahrtausende an Geschichte in sich tragen.
Architektur: Mehr als nur ein Loch im Fels
Die Domus de Janas zeigen eine erstaunliche architektonische Bandbreite: Die ältesten Exemplare sind kleine, würfelförmige Kammern mit runden Ecken. Später wurden sie zu richtigen Felsenwohnungen erweitert, mit bis zu 21 Seitenkammern – quasi ein regelrechtes prähistorisches WG-Leben! Einige haben lange Zugänge (Dromoi), die sich tief in die Hügel schlängeln und andere Bauten sind sogar Varianten mit kunstvollen Fassaden, die als „in den Felsen gegrabene Gigantengäber“ bekannt sind.
Die Domus de Janas zeigen, dass die frühen Sarden wahre Meister der Steinbearbeitung waren. Mit einfachen Werkzeugen aus Vulkangestein schufen sie beeindruckende Grabanlagen, die heute noch in erstaunlich gutem Zustand sind.
Wo findet man sie?
Die Domus de Janas sind über ganz Sardinien verstreut. Von der Küste bis ins Landesinnere gibt es über 1.000 dieser Anlagen, meist in Gruppen von fünf bis 40. Besonders viele befinden sich im Westen der Provinz Sassari, während die Gallura fast leer ausgeht.
Zu den Highlights gehören:
- Sant’Andrea Priu (Bonorva) – Eine der größten Nekropolen mit mehr als 20 Kammern, einige mit Wandmalereien.
- S’Incantu (Putifigari) – Bekannt für Verzierungen, die fast altägyptisch wirken.
- Anghelu Ruju (Alghero) – Eine weitläufige Nekropole mit über 30 Grabkammern.
- Montessu (Villaperuccio) – Ein riesiges Gräberfeld in spektakulärer Lage.
Jede dieser Stätten hat ihren eigenen Charme: Manche sind schlicht, andere reich mit Symbolen wie Spiralen oder Stierhörnern verziert. Letztere deuten auf eine tiefe spirituelle Bedeutung hin – oder auf eine prähistorische Vorliebe für Design.
Besuchstipps
Falls ihr die Domus de Janas erkunden wollt, plant genügend Zeit ein. Viele liegen abseits der großen Straßen und erfordern eine kurze Wanderung. Also: Festes Schuhwerk, Wasser, Sonnenschutz und eine gute Taschenlampe einpacken! Ein besonderes Highlight sind die Kammern mit „Stierhörnern“ und anderen Symbolen. Sie geben faszinierende Einblicke in die Vorstellungen der prähistorischen Sarden und sind definitiv einen genaueren Blick wert.
Besucht am besten mehrere Standorte, um die Vielfalt der Domus de Janas zu erleben. Die Nekropole von Montessu bei Villaperuccio ist mit 35 Gräbern eine der größten und bietet zudem eine beeindruckende Landschaft. In Sedini könnt ihr den einzigartigen Domus de Janas Sa Rocca besichtigen, der bis heute als Wohnhaus genutzt wird. Für Wanderfreunde empfiehlt sich ein Ausflug zu den Domus de Janas S’Ena de Cannuja, die Teil einer schönen Rundwanderung sind.
Informiert euch vor eurem Besuch über Öffnungszeiten und eventuelle Eintrittspreise. Einige Stätten, wie die Nekropole von Monte Siseri, haben Schutzhäuser und Informationstafeln. Und wie immer noch eine persönliche Bitte von mir: Respektiert die archäologischen Stätten und nehmt nichts mit außer Fotos und Erinnerungen. Sardinien soll noch ganz lange in seiner unberührten Schönheit weiter existieren.
Also, bereit für eine Zeitreise in die sardische Steinzeit? Packt eure Neugier ein und lasst euch von der Magie der Domus de Janas verzaubern! Diese faszinierenden Zeugnisse der Vergangenheit bieten nicht nur Einblicke in prähistorische Bestattungsriten, sondern auch in die beeindruckende Handwerkskunst unserer Vorfahren.
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