Jerzu: Sardiniens Bergdorf für Genießer und Aktivurlauber

Jerzu: Sardiniens Bergdorf für Genießer und Aktivurlauber

Wenn man nach Jerzu fährt, sollte man sich auf zwei Dinge einstellen: Schmale Straßen, die sich in Serpentinen hochschlängeln und auf Wein, der einem überall begegnet. Das Dorf liegt eingebettet zwischen schroffen Felsen in der Ogliastra und wirkt fast so, als würde es selbst am liebsten ein Glas Cannonau genießen. Doch Jerzu ist nicht nur für Genießer spannend, sondern auch für alle, die in Sardinien aktiv unterwegs sein wollen: Wandern, Klettern, Natur erleben – hier wartet das volle Programm.

Wo liegt Jerzu?

Jerzu liegt im Herzen der Ogliastra, in der Provinz Nuoro, rund 500 Meter über dem Meeresspiegel. Von der Küste bei Tortolì sind es etwa 25 Kilometer, also eine gute halbe Stunde Autofahrt ins Landesinnere. Umgeben ist das Dorf von den markanten Tacchi d’Ogliastra, Kalksteinfelsen, die wie riesige Stufen wirken und der Landschaft ihr unverwechselbares Gesicht geben.

Die Nachbardörfer Gairo und Ulassai sind nur wenige Kilometer entfernt und bieten ebenfalls spannende Ausflugsziele. Dank dieser Lage ist Jerzu ein idealer Ausgangspunkt: Man ist schnell in den Bergen, aber auch genauso schnell wieder an den Stränden der Ostküste.

Übrigens: Wenn du mehr über Sardiniens Dörfer erfahren willst, dann lies doch unbedingt auch meinen Beitrag zu den 5 schönsten Dörfern abseits der Massen auf Sardinien.

Wein-Dorf mit Festival-Charakter

Jerzu gilt als Hauptstadt des Cannonau, der wohl bekanntesten Rebsorte Sardiniens. Details dazu findest du in meinem Lexikon-Eintrag „Cannonau“. Besonders lebendig wird das Dorf jedes Jahr im August, wenn gleich zwei große Wein-Events stattfinden: Die traditionelle Sagra del Vino und das stimmungsvolle Calici di Stelle, bei dem man unter freiem Himmel bei Musik und Kultur ein Glas Wein genießt. Zwei Feste, die zeigen, wie eng Jerzu mit seiner Weintradition verbunden ist. Straßen, Plätze und Cantine verwandeln sich dann in eine große Bühne mit Musik, Tanz, viel Essen und natürlich reichlich Wein.

Auch wer nicht gerade zur Festzeit hier ist, spürt die Bedeutung des Weins sofort: In den kleinen Cantine kann man fast das ganze Jahr über einkehren und den lokalen Cannonau probieren. So wird Wein in Jerzu nicht nur gefeiert, sondern gehört ganz selbstverständlich zum Alltag dazu.

Aktivurlaub rund um Jerzu

Jerzu ist ein echtes Paradies für alle, die draußen unterwegs sein wollen. Die Tacchi d’Ogliastra laden zu abwechslungsreichen Wanderungen ein: Mal über karge Kalkplateaus, mal durch tiefe Schluchten mit versteckten Quellen. Wer es sportlicher mag, findet hier eines der bekanntesten Klettergebiete Sardiniens, das auch international Freeclimber anzieht.

Ein weiteres Highlight ist der Monte Ferru, von dessen Gipfel man an klaren Tagen bis zur Küste blicken kann. Und selbst gemütliche Spaziergänge durch das Valle del Pardu lohnen sich: Zwischen Weinreben und Olivenhainen stößt man hier auch auf uralte Domus de Janas, geheimnisvolle Felsgräber aus der Jungsteinzeit. Natur und Archäologie gehen in Jerzus Umgebung Hand in Hand.

Jerzu Sardinien – Aussicht auf den Monte Corongiu in den Tacchi
Der Blick in die Tacchi d’Ogliastra mit Sicht auf den Monte Corongiu zwischen Jerzu und Ulassai

Kultur & Dorfleben

Im Zentrum von Jerzu begegnet dir echte sardische Gelassenheit: Enge Gassen, kleine Plätze und Cafés, in denen Espresso und ein Glas Cannonau fast schon Hand in Hand serviert werden. Die Winzergenossenschaft Antichi Poderi di Jerzu bietet übrigens echte Einblicke in die Passion für den Wein mit Verkostungen und Geschichten rund um die Weinproduktion, auch wenn es kein klassisches Museum ist

Wer auf Kunst und Unternehmungen steht, dem sei ein kurzer Abstecher in die Nähe empfohlen: Ulassai beherbergt die Stazione dell’Arte, ein Museum zur lokalen Künstlerin Maria Lai, untergebracht im alten Bahnhof, mit Ausstellungen und im Sommer auch Theater im Freien. Auch die Kirchen des Dorfes, wie die Chiesa di San Sebastiano, geben Einblicke in die Geschichte. Vieles in Jerzu dreht sich um das einfache, alltägliche Leben und genau das macht den Charme des Ortes aus.

Historische Notiz: Jerzu wurde bereits im Mittelalter erwähnt. Landwirtschaft, Schafzucht und vor allem Weinbau prägten lange das Leben im Dorf und tun es bis heute.

Mein Geheimtipp & Kulinarik

Jerzu gehört zu den Orten, die viele Sardinien-Reisende schlicht verpassen, denn zu versteckt liegt es in den Bergen der Ogliastra. Genau das macht es zu meinem Geheimtipp: Hier gibt es keine großen Hotels, keine überfüllten Gassen und keinen Andenkenkitsch. Stattdessen triffst du auf ein authentisches Bergdorf, in dem der Alltag noch im eigenen Tempo läuft.

Kulinarisch lohnt sich ein Stopp in den kleinen Cantine oder bei einem Agriturismo in der Umgebung. Eine Spezialität der Region sind die Culurgiones d’Ogliastra, mit Kartoffeln, Minze und Pecorino gefüllte Teigtaschen, die es so nur hier gibt. Sie sind sogar als geschützte Herkunftsbezeichnung anerkannt und schmecken in Jerzu natürlich am besten hausgemacht.

Fazit

Jerzu ist ein kleines Bergdorf, das viel mehr zu bieten hat, als man auf den ersten Blick vermutet. Zwischen den markanten Felsen der Ogliastra findest du hier Wanderwege, Kletterrouten, ein lebendiges Dorfleben und natürlich den berühmten Cannonau. Doch das Besondere ist die Ruhe und Authentizität: Jerzu bleibt ein Ort abseits der großen Touristenströme, also ideal für alle, die Sardinien aktiv und echt erleben wollen. Und mal ehrlich: Ganz ohne eine Flasche Cannonau fährt am Ende wohl niemand nach Hause.

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