So schmeckt Sardinien im Sommer: Genussmomente zwischen Märkten, Meer & Mirto

So schmeckt Sardinien im Sommer: Genussmomente zwischen Märkten, Meer & Mirto

Es gibt Tage auf Sardinien, da riecht selbst die Luft nach Geschmack. Nach reifen Tomaten, sonnengewärmtem Basilikum, salzigen Meeresbrisen und dem Rauch vom Grill, der irgendwo in einem Hinterhof langsam ein Porceddu gart. Und wenn du dann durch ein kleines Dorf schlenderst, vorbei an flirrenden Zitronenbäumen und einem Marktstand voller Pfirsiche, dann weißt du: Das hier ist kein Urlaub. Das ist ein Fest für alle Sinne.

Sardinien schmeckt im Sommer anders: leichter, frischer, klarer. Die Gerichte sind einfacher, aber nie banal. In diesem Beitrag nehme ich dich mit in meinen sardischen Sommer. Direkt hinein in die Märkte, Küchen, Aperitivo-Abende und Dessert-Momente unter freiem Himmel. Ob du gerade auf der Insel bist oder einfach etwas Sardinien auf deinen Balkon holen willst: Hier erfährst du, wie Sardinien im Sommer wirklich schmeckt.

Wenn du dich zuvor noch lieber mit den sardischen Klassikern vertraut machen willst, dann schau doch gerne in meine kulinarische Reise durch Sardinien.

Markttag auf Sardinien: Farben, Menschen & Aromen

Der sardische Sommer beginnt auf dem Markt. Schon früh am Morgen, wenn die ersten Sonnenstrahlen noch schräg über die Olivenhaine streifen, bauen die Händler ihre Stände auf. Es duftet nach Basilikum, nach süßer Wassermelone und – natürlich – nach Pecorino Sardo, der in der Hitze schon leicht ins Schwitzen gerät.

Einer meiner liebsten Märkte ist der Mercato Campagna Amica a Kilometre Zero im Stadtteil Sant’Agostino in Alghero. Hier findest du keine Zwischenhändler, keine Massenware, sondern Bäuerinnen und Bauern, die ihre Produkte mit eigenen Händen herstellen. Ob sardisches Olivenöl, Cannonau vom Familienweingut, luftgetrocknete Salsiccia, gereifter Pecorino oder sonnenwarme Feigen: Alles kommt direkt vom Erzeuger. Und mit jedem Einkauf unterstützt du die Menschen, die die Sardinien kulinarisch so einzigartig machen.

Was mich hier besonders begeistert: die Vielfalt der Sommerfrüchte. Neben den Klassikern wie Melone und Pfirsich entdecke ich jedes Jahr aufs Neue die stacheligen, leuchtenden Kaktusfeigen – Fichi d’India. Außen wild, innen samtig-süß. Am besten lässt du sie dir direkt vom Marktverkäufer schälen, denn das spart Nerven und Nadeln. Saison haben diese vor allem ab dem Spätsommer. Wenn du selbst schon mal auf Sardinien warst, hast du diese Früchte ganz sicher am Straßenrad schon massenweise gesehen.

Typisch sardisch im Sommer:

  • Zucchiniblüten, perfekt zum Frittieren oder Füllen
  • Tomaten in allen Farben, von tiefrot bis sonnengelb
  • Wilder Fenchel, Basilikum & Myrte
  • Pfirsiche, Melonen, Feigen und Fichi d’India
  • Pecorino in allen Reifestufen, direkt vom Produzenten

Ein Marktbesuch auf Sardinien ist nie nur Einkauf, es ist eine Begegnung. Mit der Insel, ihren Aromen, und vor allem mit den Menschen, die Sardinien mit Liebe bewirtschaften.

Auch wenn du gerade nicht auf der Insel bist, hol dir das Gefühl einfach auf deinen Balkon: Saisonales Gemüse vom Wochenmarkt, ein gutes sardisches Olivenöl und vielleicht findest du sogar frische Feigen oder Kaktusfeigen, mit Pecorino eine einfache Sommer-Sensation.

Blick auf die sardische Macchia mit den Kaktusfrüchten Fichi d'India und Olivenbäume im Hintergrund
Die Kaktusfrüchte Fichi d’India findest du in der sardischen Macchia in Massen

Sommerteller: Was jetzt auf Sardinien gekocht wird

Nach dem Marktbesuch geht’s direkt in die Küche. Aber keine Sorge, hier wird nicht stundenlang geschmort oder in Töpfen gerührt. Die sardische Sommerküche ist so, wie der Sommer selbst: leicht, unkompliziert, voller Geschmack. Frische Zutaten, gutes Olivenöl, ein paar Kräuter und fertig ist das Urlaubsglück auf dem Teller.

Hier ein paar typische Sommergerichte, die ich liebe und die du auch ganz einfach zu Hause nachkochen kannst:

Fregola Sarda mit Zucchini, Minze & Zitronenschale

Leicht nussig, frisch & schnell gemacht. Die kleinen, gerösteten Kügelchen der Fregola saugen das Aroma von Zitronenabrieb und frischer Minze perfekt auf. Dazu Zucchini in Olivenöl angebraten, etwas Pecorino darüber und fertig ist dein sardischer Sommerteller. Pro-Tipp von einem Hobbykoch: Ein Schuss Vermentino im Sud gibt dem Ganzen den letzten Sommerkick.

Culurgiones mit Ricotta & Zitrone

Diese handgefalteten Teigtaschen kennt man sonst eher als deftiges Wintergericht, aber im Sommer gibt’s eine frische Variante: gefüllt mit Ricotta, Zitronenzeste und Minze. Dazu eine einfache Tomaten-Kräuter-Sauce. Wer nicht selbst falten will: In sardischen Feinkostläden oder online gibt’s mittlerweile richtig gute tiefgefrorene Varianten.

Insalata di Polpo mit Fenchel & Orange

Ein absoluter Klassiker an der Küste: zarter Oktopus, gegart und in Stücke geschnitten, vermengt mit Fenchel, Orangenfilets, Olivenöl, Zitronensaft und Petersilie. Frisch, leicht, voller Meeresbrise. Tipp für zu Hause: Auch mit Garnelen super lecker und schneller zubereitet, da er nicht so lange gekocht werden muss wie der Oktopus.

Pane Frattau die schnelle Sommer-Variante

Traditionell mit Tomaten-Sugo, Ei und Pecorino, aber im Sommer liebe ich es etwas leichter: Pane Carasau kurz in Brühe einweichen, mit frischen Tomatenwürfeln, Olivenöl, Basilikum und Mozzarella oder Burrata servieren. Sardischer Comfort Food für warme Tage.

Alle diese Gerichte lassen sich auch wunderbar zuhause auf der Terrasse, dem Balkon oder sogar als Picknick im Park servieren. Was du brauchst: Saisonale Zutaten (Zucchini, Tomaten, Kräuter), gutes Olivenöl, etwas sardischen Käse oder Pasta und natürlich eine große Prise Dolce Vita.

Und wenn du zufällig gerade doch auf Sardinien bist: Dann schau dir doch hier meine 10 Lieblingsrestaurants an.

Blick auf die sardische Spezialität Pane Frattau mit Tomaten, Mozzarella und frischem Basilikum - so schmeckt Sardinien im Sommer
Der sardische Klassiker „Pane Frattau“

Sommer im Glas: Was Sardinien jetzt trinkt

Ein Sommertag auf Sardinien endet nicht einfach. Er verglüht langsam, golden, mit Blick aufs Meer und einem Glas in der Hand. Jetzt wird angestoßen! Egal ob du in der Altstadt von Alghero sitzt oder auf der eigenen Ferienhaus-Terrasse: Der Aperitivo gehört dazu wie der Sand zum Strand. Und auf Sardinien bedeutet das: Charakter im Glas.

Vermentino di Gallura – Sommer in flüssiger Form

Kühl, mineralisch, mit Zitrusnoten und einem Hauch Salzigkeit. Vermentino ist der weiße Klassiker des sardischen Sommers. Besonders in der Region Gallura entfaltet er seine elegante Frische. Er passt zu Fisch, zu Pasta, zu Käse oder einfach nur zu Sonnenuntergang & Aussicht. Mein Tipp: Achte beim Kauf auf die Herkunftsbezeichnung DOCG Gallura. Das ist die Top-Qualität.

Rosato aus Ogliastra oder Mandrolisai

Wenig bekannt, aber absolut empfehlenswert: sardischer Roséwein, z. B. aus Mandrolisai. Fruchtig, aber nicht süß, mit Noten von Erdbeere, Kräutern und einem leichten Biss. Perfekt gekühlt zur Insalata di Polpo oder zum Pane Frattau. Ideal für den Balkon-Sommer daheim.

Mirto-Spritz: Die wilde Alternative zum Aperol

Mirto ist mehr als nur ein Getränk, er ist Sardinien in flüssiger Form. Hergestellt aus den Beeren (und manchmal auch Blättern) des wild wachsenden Myrtenstrauchs, ist Mirto ein uraltes sardisches Kulturgut, tief verwurzelt in der Natur der Insel. Der Geschmack: herb, beerig, mit einer geheimnisvollen Würze, die ein bisschen an Wacholder und Macchia erinnert.

Traditionell trinkt man ihn eisgekühlt als Digestif, aber im Sommer wird er gerne neu interpretiert: Als Mirto Spritz mit Tonic oder Prosecco, einer Orangenzeste und ein paar Eiswürfeln. Kleiner Geheimtipp: Weißer Mirto (Mirto Bianco) ist noch feiner und floraler, also perfekt für heiße Abende.

Hausgemachter Limoncello – eiskalt, sonnengelb

Zugegeben: Limoncello kennt man auch vom italienischen Festland. Aber der sardische Limoncello ist eine Klasse für sich. Hergestellt aus den intensiv duftenden Zitronen der Insel, oft aus der Region um Muravera oder der Ogliastra, bringt er nicht nur Frische, sondern auch eine unvergleichliche Aromatiefe mit.

Anders als viele industriell hergestellte Varianten, wird auf Sardinien weniger Zucker, dafür mehr Frucht und Alkohol verwendet. Das Ergebnis? Ein Limoncello, der nicht nur süß, sondern auch richtig lebendig schmeckt. Perfekt über Sorbetto, zu Ricotta oder pur auf der Zunge.

Süßes unter freiem Himmel: Desserts & kleine Mitbringsel

Auf Sardinien endet kein Sommerabend ohne etwas Süßes. Aber auch hier gilt: weniger ist mehr. Statt schwerer Torten gibt’s Honig, Mandeln, Ricotta und Zitrusfrüchte, oft in einfacher, aber umso raffinierterer Form.

Ich liebe es, nach einem leichten Abendessen noch draußen zu sitzen, ein Glas Mirto in der Hand und dazu eines dieser kleinen, süßen Kunstwerke zu genießen:

Pardulas: Ricotta trifft Zitrone

Diese kleinen Gebäckkörbchen sind wahre Lieblinge auf der Insel. Gefüllt mit Ricotta, Zitronenschale und einem Hauch Safran, schmecken sie nach Frühling, Sonne und Kindheitserinnerung. Besonders lecker: leicht im Ofen erwärmt und mit ein paar Tropfen Honig serviert.

Seadas: Warm, frittiert & mit Honig

Ein absoluter Klassiker: dünner Teig, gefüllt mit Pecorino, frittiert und dann großzügig mit goldgelbem Honig übergossen. Außen knusprig, innen schmelzend. Sardischer geht’s kaum. Tipp: In vielen Restaurants auch als sommerliche Variante mit Zitronenzeste oder Myrte.

Torrone Sardo: Süßer Klassiker mit Charakter

Kein Sardinienbesuch ohne ein Stück Torrone, dem traditionellen Nougat aus gerösteten Mandeln, Honig und Eiweiß. Aber Vorsicht: Der sardische Torrone ist anders als sein oft klebrig-süßer Bruder vom Festland. Hier wird kein Zucker zugesetzt, sondern ausschließlich mit Honig gesüßt, meist aus regionaler Produktion (z. B. Macchia-, Eukalyptus- oder Orangenblütenhonig).

Torrone ist ein echtes Stück sardische Identität. Mein Favorit: Der handgemachte Torrone aus Tonara. Dort wird die Kunst des Nougats seit Generationen gepflegt.

Sardisches Fruchteis oder Joghurt-Dessert

Du hast keine Lust auf Backen? Kein Problem! Ein einfaches Dessert für heiße Tage: Naturjoghurt mit gerösteten Mandeln, frischem Pfirsich oder Feige und ein Löffel sardischer Honig oder ein kleiner Schuss Limoncello drüber. Fertig ist dein 5-Minuten-Dolce-Vita-Moment.

Blick auf einen blauen, sommerlichen Teller mit Pardulas, sardischen süßen Spezialitäten mit Ricotta und Zitrone
Herrlich frische Pardulas mit Ricotta und Zitrone – perfekt für den Sommer!

So schmeckt Sardinien im Sommer: Mein Fazit & Tipps für dich

Sardinien schmeckt im Sommer nach Sonne, Salz und Seele. Nach reifen Tomaten auf warmem Pane Carasau, Zitronenschale auf frischer Ricotta und nach einem Glas Vermentino, das im Licht flimmert wie die Luft über dem heißen Asphalt. Und ja, manchmal auch nach einem etwas zu starken Schluck Mirto nach dem Abendessen.

Was ich an der sardischen Sommerküche so liebe? Dass sie einfach ist, aber nie banal. Regional, aber niemals verschlossen. Und voller Geschichten, die sich nicht in Rezepten messen lassen, sondern in Begegnungen. Auf dem Markt. Beim Aperitivo. Oder beim Dessert unter freiem Himmel.

Mein Tipp für dich:

Du brauchst keinen Flieger, um Sardinien zu schmecken. Fang einfach bei deinem nächsten Marktbesuch an. Mit ein paar sonnengereiften Tomaten, gutem Olivenöl, frischer Minze. Und wenn du dann am Abend draußen sitzt, ein Glas Wein in der Hand, der Duft von Kräutern in der Luft, dann hast du ihn: deinen sardischen Moment.

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