Meine liebsten Aussichtspunkte auf Sardinien – und was ich dort gefühlt habe

Ich hatte nicht vor, zu bleiben. Eigentlich wollte ich nur kurz anhalten, ein Foto machen, ein bisschen schauen und dann weiterfahren. Doch da stand ich, mitten im Wind, irgendwo zwischen Berge, Macchia und Meer und Sardinien schaute zurück. Nicht aufdringlich. Eher wie jemand, der dich mustert und dann ganz leise sagt: „Du kannst hierbleiben. Wenn du’s aushältst, nichts zu brauchen.“
Aussichtspunkte waren für mich lange einfach nur schöne Orte. Ein paar Stufen hoch. Kamera raus. Klick. Weiter. Aber auf Sardinien ist das irgendwie anders. In diesem Artikel zeige ich dir drei Orte mit besonderer Aussicht. Keine „Top 5“, keine Bucket-List, sondern Orte, an denen ich etwas gefühlt habe. Orte, die mir gezeigt haben, was Sardinien für mich bedeutet: Weite. Stille. Zeitlosigkeit. Orte, die auch ohne Klettern erreichbar sind.
3 Aussichtspunkte auf Sardinien, die dich sprachlos machen
Torre di Porto Giunco – Wenn der Wind vom Meer Geschichten erzählt
Wenn du hier stehst, wirst du zuerst ganz sicher abgelenkt sein: von diesem endlosen, weißen Strand von Porto Giunco, wo das Meer so türkis leuchtet, dass du dich fragst, ob das überhaupt echt ist. Deine Augen kleben am Wasser, am Strand, an den Flamingos, die in der Lagune dahinter stehen wie Statisten in einem surrealen Film.
Und dann – nach ein paar Sekunden – siehst du ihn: den Turm, der über allem thront. Alt, rau, halb verfallen. Ein stiller Zeuge, der dir zuflüstert: „Komm hoch, die wahre Aussicht wartet hier.“ So ging es nämlich mir. Ich habe das Handtuch und die Badetasche erst einmal im Sand platziert und bin direkt Richtung „Aufstieg“ geeilt, weil ich da hoch wollte.
Oben angekommen weht der Wind kräftiger, salziger. Rechts das offene Meer, links die Lagune, und genau in der Mitte du. Für mich war das einer dieser seltenen Momente, in denen sich alles ausgleicht. Zwei Welten, ein Blick, pure Balance.
Insider-Tipp: Geh früh am Morgen hinauf, wenn der Strand noch leer ist und die Sonne die Lagune in Gold taucht. Das ist einer dieser Augenblicke, die du nicht in Fotos packen kannst und die musst du erleben.
Google Maps Link zum Torre di Porto Giunco

Monte Albo – Der weiße Rücken einer stillen Insel
Schon die Fahrt dorthin ist ein Erlebnis. Die Serpentinen hinter Posada winden sich den Hang hinauf, und bei jeder zweiten Kurve denkst du: „Halt, hier muss ich anhalten!“, weil der Blick ins Tal schon auf halber Strecke spektakulär ist. Ich habe mehrmals angehalten, einfach um durchzuatmen. Einmal versperrte uns sogar eine Kuh den Weg, die völlig gelassen mitten auf der Straße stand. Ein typisch sardischer Moment: Du wartest, sie schaut und irgendwann entscheidet sie, dass du weiterfahren darfst.
Oben angekommen öffnet sich das Panorama wie ein weißer Rücken aus Kalkstein, der sich endlos über die Insel zieht. Links das Meer, rechts die Berge, und du dazwischen – klein, frei und voller Respekt. Genau für diese Momente bist du auf Sardinien.
Und dann – fast noch eindrücklicher als die Aussicht – die Einkehr danach: In der Locanda Ammentos. Keine touristische Bar, sondern ein uriger Gastraum mit schweren Holztischen und sardischen Bergleuten als Stammgäste. Vor mir auf einem Korkbrett: Salami, Oliven, Pecorino, dazu ein Glas Cannonau. Alles einfach, alles echt. Der Ausblick unbeschreiblich. Ich weiß noch genau, wie ich da saß und mir vor Emotionen die Tränen in die Augen kamen.
Insider-Tipp: Die Fahrt lohnt sich besonders im Herbst, wenn die Luft klar ist und die Farben der macchia noch intensiver wirken. Plane unbedingt Zeit für die Locanda Ammentos ein. Es ist kein Abstecher, es ist ein Teil des Erlebnisses.
Google Maps Link zum Monte Albo

Monte Cresia – Der geheimste Ort, der mir begegnet ist
Monte Cresia ist kein Ort, den du zufällig entdeckst. Schon der Start ist besonders: direkt bei einer kleinen Eselfarm. Mit Voranmeldung kannst du hier sogar mit den Tieren picknicken, sie streicheln und in aller Ruhe ankommen. Hierzu erzähle ich ein anderes Mal mehr, aber ich kann sagen, ein absolutes Highlight! Von dort führt ein schmaler Pfad nach oben – unscheinbar, aber genau dieser Weg bringt dich in eine andere Welt.
Ich erinnere mich noch genau: Kein Empfang, kein Motorengeräusch, kein Hinweis darauf, dass irgendwo da draußen gerade das 21. Jahrhundert läuft. Nur Wälder, Felsen, ein paar Vögel und ich. Ich setzte mich auf einen warmen Stein, schaute in die Weite und hörte plötzlich … nichts.
Oben stößt du schließlich auf eine alte Steinanlage, die ein wenig wie ein Turm wirkt. Die Stufen knarzen und sind windschief, aber wenn du hinaufgehst, eröffnet sich dir ein Rundumblick, der sich tief ins Gedächtnis brennt. Das war für mich der Zauber von Monte Cresia: keine große Postkarten-Aussicht, sondern das Gefühl, dass die Insel dir hier einen Ort schenkt, an dem du einfach sein darfst.
Insider-Tipp: Nimm ein Notizbuch mit, nicht nur dein Handy. Es ist der perfekte Ort, um Gedanken aufzuschreiben oder gar keine zu haben (vielleicht zeichnet dir Ignazio, der Esel-Hirte, ja auch den Weg zum Aussichtspunkt hinein, wenn du ihn höflich bittest). Am schönsten ist es hier im Frühling oder Herbst, wenn die Luft mild ist und die macchia duftet.
Google Maps Link zum Monte Cresia
Warum Ausblicke mehr sagen als Reiseführer
Ein Reiseführer erzählt dir, wo du abbiegen musst, wie viele Stufen dich erwarten und ob es oben ein Café gibt. Aber kein Reiseführer kann dir sagen, was du fühlst, wenn du dort stehst. Das ist das Geheimnis der Aussicht: Sie ist nie nur ein Bild, sondern ein Moment – zwischen dir und der Insel.
Vielleicht siehst du dasselbe Panorama wie ich. Aber du wirst es anders spüren. Vielleicht erinnerst du dich an etwas, vielleicht lässt du etwas los, vielleicht bist du einfach nur still. Genau darin liegt die Magie: Sardinien zeigt dir mit seinen Blicken nicht nur die Landschaft, sondern auch ein Stück von dir selbst.
Zum Merken – Meine Aussichtstipps im Überblick
Ort | Region | Beste Tageszeit | Gefühl | Google Maps |
---|---|---|---|---|
Torre di Porto Giunco | Südsardinien, Villasimius | Frühmorgens | Balance & Weite | Karte öffnen |
Monte Albo | Nordost, zwischen Siniscola & Lula | Spätnachmittag | Freiheit & Klarheit | Karte öffnen |
Monte Cresia | Südost, bei Villasalto | Vormittag | Rückzug & Erdung | Karte öffnen |
Kleiner Hinweis am Rande: Wie immer – bitte nicht mit Flip-Flops losziehen. Auch wenn die Wege zu meinen Aussichtspunkten auf Sardinien nicht schwer sind, ein fester Schuh macht den Unterschied. In meinem Beitrag Wandern mit Aussicht auf Sardinien findest du Tipps zur richtigen Ausrüstung, damit du die Ausblicke wirklich genießen kannst.
Mein Fazit: Diese drei Orte bleiben für immer
Für mich sind es genau diese Momente, die Sardinien unvergesslich machen: wenn ein Blick mehr erzählt als tausend Worte. Torre di Porto Giunco, Monte Albo und Monte Cresia haben mir gezeigt, wie unterschiedlich die Insel sein kann, und zwar vom strahlenden Süden bis zum stillen Osten.
Vielleicht wirst du sie ganz anders erleben als ich. Aber genau das ist das Schöne: Jeder Ausblick ist einzigartig, weil du ihn mit deinen Augen und deinem Herzen siehst.
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